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Franz Schubert, Winterreise op. 89 – Mut! (Nr. 22)

Das Lied Mut! ist das 22. Lied des Liederzyklus Winterreise von Franz Schubert, den er im Herbst 1827, ein Jahr vor seinem Tod, komponiert hat. Der Text ist von Wilhelm Müller:

Fliegt der Schnee mir in’s Gesicht,
Schüttl’ ich ihn herunter.
Wenn mein Herz im Busen spricht,
Sing’ ich hell und munter.

Höre nicht, was es mir sagt,
Habe keine Ohren,
Fühle nicht, was es mir klagt,
Klagen ist für Toren.

Lustig in die Welt hinein
Gegen Wind und Wetter!
Will kein Gott auf Erden sein,
Sind wir selber Götter.

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Tenor: Jonas Kaufmann, Klavier: Helmut Deutsch, Quelle: YouTube

Die Noten als PDF-Datei.

Aufgaben:

  • Hören Sie sich das Lied Mut! Op. 89, Nr. 22 von Franz Schubert an und beschreiben Sie Ihren ersten Eindruck in Bezug auf Schuberts Vertonung des Textes.
  • Setzen Sie die Form des Liedtextes in ein Verhältnis zu der Form der Vertonung Schuberts.
  • Welche Abschnitte der Komposition lassen sich nicht über das Satzmodell der (erweiterten) Kadenz erklären?
  • Schubert vertont die verschiedenen Textabschnitte in Dur- und Moll-Phrasen, die sich unvermittelt gegenüber stehen. Dieser ungewöhnliche und häufige Wechsel des Tongeschlechts lässt sich über das Stichwort Ironie verstehen:

[...] the writer creates an illusion, especially of beauty, and suddenly destroys it by a change of tone, a personal comment, or a violently contradictory sentiment.

Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics, 1974, S. 407.

  • In den Jahren 1798/1799 führte der sogenannte Atheismusstreit zu einer Verurteilung, einem Verweis und Rücktritt von Johann Gottlieb Fichte als Professor für Philosophie in Jena. 30 Jahre später vertont Schubert die Textzeile »Will kein Gott auf Erden sein, sind wir selber Götter«. Versuchen Sie, die kompositorische Eigenheiten und die Bedeutung des Textes in Bezug zu setzen.