Die d-Moll-Tonleiter

und das Menuett (II) in d-Moll aus der Französischen Suite BWV 84 von J. S. Bach

Das Thema Tonleiter hat einen sehr schlechten Ruf, weil es heute in der Regel dafür verwendet wird, Ganz- und Halbtöne zu bestimmen, das Notenschreiben zu üben und den Quintenzirkel zu pauken. Früher war das anders, denn da wurde mit Tonleitern Musik gemacht.

Zum Beispiel ist das Improvisieren über Tonleitern mit oder ohne Zahlen zu Zeiten Bachs im Klavierunterricht intensiv geübt worden. Und wenn ein Komponist (Komponistinnen gab es zu Zeiten Bachs so gut wie nicht) solche Improvisationen perfekt beherrschte, hat er sein Können natürlich auch in seine schriftlichen Kompositionen einfließen lassen. Wahrscheinlich lässt sich deshalb der harmonische Verlauf einer Komposition zu Zeiten Bachs sehr häufig über eine Tonleiter erklären. Man könnte sogar sagen, dass dies ein typisches Kennzeichen von Kompositionen aus dieser Zeit ist.

Diese Unterrichtseinheit veranschaulicht, wie sich eine Kompositionen von Bach über eine Tonleiter verstehen lässt.

Aufgabe

  1. Vorübung:
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  1. Übe, die Hand in der Luft zum Puls des 3/4-Taktes zu bewegen (so, als wenn ihr mit einem Handball dribbeln würdet) und zähle laut mit: 1-2-3-1-2-3...
  2. Ein Menuett hat eine A-B-A-Form. Schau dir als nächstes die folgende Skizze an, wie du die Tonleiter abwärts denken musst, damit sie zum A-Teil des Menuett in d-Moll von Johann Sebastian Bach passt:

Wenn dir die Töne zum Singen zu hoch liegen, kannst du die Tonleiter auch in zwei Teile (sogenannte Tetrachorde) aufteilen. Die ersten Töne singst du einfach eine Oktave tiefer, in der Mitte wechselst du in die höhere Lage. Wenn man den Slider (links) bewegt, kann man die Tonleiter in dieser Anordnung sehen.

  1. Hör dir anschließend den A-Teil des d-Moll-Menuetts an. Bewege dabei die Hand zum 3/4-Puls der Musik und achte auf die Tonleiter, die von einer Trompete gespielt wird. In einem Menuett wird der A-Teil wiederholt, das heißt, du hörst die Tonleiter zweimal.
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Johann Sebastian Bach, Menuett Nr. 2 aus der Französischen Suite in d-Moll BWV 812
Keyboard/Cembalo: Kilian Sprau

  1. Kannst du das Instrument benennen, von dem das Präludium gespielt wird?
  2. Singe beim nächsten Durchgang die Tonleiter im A-Teil mit und höre auf das Präludium von Bach.

Dreiteilige Menuette haben die Form A :||: B A :||, das heißt: nicht nur der A-Teil wird wiederholt, sondern auch der zweite Teil (in dem die Teile B und A vorkommen). Die folgende Partitur zeigt dir den Verlauf des ganzen Menuetts. Den A-Teil kannst du immer an der Tonleiter (= grün) erkennen, im B-Teil erklingt ein Tonleiter-Ausschnitt aufwärts im Bass (= rot):

  1. Singe die Tonleiter zur Aufnahme des ganzen Menuetts. Die Trompetenstimme hilft dir bei der Orientierung.
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  1. Wenn man den Slider nach unten zieht, ist der originale Notentext des Menuetts zu sehen. Gelingt es dir, beim Hören die Noten mitzulesen, den Puls zu führen und an die Töne der Tonleiter zu denken?
  2. In der folgenden Abbildung ist die Handschrift von Bernhard Christian Kayser zu sehen, der das Stück damals kopiert hat (zu Bachs Zeiten musste man das tatsächlich von Hand machen, Kopierer wurden erst 200 Jahre später erfunden).

Menuett 2 in d-Moll in einer Kopie von Bernhard Christian Kayser .(ca.1720-1739)
Lizenz: Public Domain

  1. Am Ende der Handschrift findest du die Anweisung »Da capo«. Recherchiere im Internet, was diese Anweisung bedeutet.
  2. Höre dir das Menuett abschließend noch einmal an. Gelingt es dir auch, das Menuett zu hören und dabei die Noten der Handschrift mitzulesen?