Gimp

im Einsatz für ein Filmprojekt

Eine PDF-Datei dieser Kurzanleitung zum Ausdrucken finden Sie hier und das Programm können Sie sich hier herunterladen.

Freistellen und Klonen

Für das Herstellen eines OER-Videos werden in der Regel Bilder benötigt, um einen Inhalt zu veranschaulichen. Während Vektorgrafiken in Scribus oder einem speziellen Vektorgrafikprogramm wie Inkscape (Open Source) oder Illustrator (proprietär) manipuliert werden können, müssen Rastergrafiken wie z.B. Fotos in einem Bildbearbeitungsprogramm wie Gimp (Open Source) oder Photoshop (proprietär) bearbeitet werden. Nicht selten kommt es vor, dass die Motive, die man benötigt, Teil eines anderen Bildes sind wie zum Beispiel ein Oldtimer in der Landschaft (unten). Wollen Sie nur einen bestimmten Gegenstand eines Bildes verwenden, müssen Sie ihn isolieren bzw. aus dem originalen Bild herausschneiden. Diesen Vorgang nennt man in der Bildbearbeitung ›freistellen‹. Klonen bezeichnet hingegen, wenn man kleinere Stellen eines Bildes manipuliert, zum Beispiel wenn Sie eine Person oder ein Straßenschild verschwinden lassen, weil dieses Element in dem originalen Bild stören würde.
Gimp ist ein freies (kostenloses) Bildbearbeitungsprogramm, mit dem man sehr gut Motive freistellen oder verschwinden lassen kann und noch vieles, vieles mehr...

Freistellen mit Ebenenmaske

Gimp kennt verschiedene Methoden, um ein Objekt freizustellen, die wichtigste ist das Freistellen mit einer Ebenenmaske. Stellen Sie sich vor, Sie möchten in einem Video das folgende Auto ohne den Hintergrund verwenden (das Bild stammt von Noel Bauza, der es auf Pixabay zur Verfügung gestellt hat, so dass wir es hier ver­wenden dürfen). Ziehen Sie das Bild per Drag & Drop in die Arbeitsfläche von Gimp. Als nächstes empfiehlt es sich, eine Kopie des Bildes zu erstellen (um das Original nicht zu zerstören). Führen Sie hierzu ein­en Rechtsklick auf das kleine Icon im Ebenen-Fenster aus (wenn dieses Fenster nicht zu sehen ist, lassen Sie es sich mit strg + l anzeigen) und wählen Sie »Ebene duplizieren«. Erstellen Sie anschließend über Rechtsklick –> »Ebenenmaske hinzufügen...« eine Ebenenmaske mit der Auswahl »Weiß (volle Deckkraft)«.

Was ist eine Ebenenmaske?

Mit einer Ebenenmaske können Sie Teile eines Bildes ausblenden bzw. durchsichtig machen, wodurch darunter Liegendes sichtbar wird. Eine Ebenenmaske kann man sich als Kopie einer Ebene vorstellen, wobei jedem Farbpixel der Ebene genau ein Pixel auf der Ebenenmaske entspricht. Die Pixel auf der Ebenenmaske haben einen Graustufenwert zwischen den Extremen Weiß (= 255) und Schwarz (= 0):

Ist ein Pixel der Ebenenmaske weiß (255), dann ist das entsprechende Farbpixel der Ebene voll deckend. Ist ein Pixel der Ebenenmaske schwarz (0), dann ist das entsprechende Farbpixel der Ebene voll durchscheinend (transparent). Hat das Pixel der Ebenenmaske einen Wert von 64, dann hat das entsprechende Pixel der Ebene eine Deckkraft von ca. 25% usw. Im Bild unten links wurde auf der dazugehörigen Ebenenmaske mit einem breiten schwarzen Pinsel gemalt, wodurch im Bild der transparente Hintergrund des Bildes durchscheint und das Auto verschwindet (in Gimp wird der transparente Hintergrund durch kleine graue Karos dargestellt). Im Bild rechts wurde das Schwarz teilweise wieder mit Weiß übermalt, wodurch die entsprechenden Pixel decken und das Auto wieder zu sehen ist.

Achten Sie darauf, dass sie immer auf der Ebenenmaske malen und nicht auf der Ebene mit dem originalen Bild. Wenn Sie s/w malen und im Bild keine Änderung sehen, ist das wahrscheinlich der Fall. Machen Sie in diesem Fall das Malen rückgängig (strg + z), markieren Sie die Ebenenmaske durch einen Klick und versuchen Sie es erneut.

Wenn das Prinzip klar ist, kann die eigentliche Arbeit beginnen, denn das Freistellen eines Objekts ist immer Arbeit, die Zeit benötigt. Im nächsten Bild sehen Sie im Ebenendialog, wie rund um das Auto herum alles schwarz gemalt worden ist (die Kanten dabei mit einem weichen Pinsel):

Damit die Fenster des Wagens ein bisschen milchig aussehen, wurde an dieser Stelle die Deckkraft des Pinsels ein wenig herabgesetzt. Der Chromrahmen des linken kleinen, gekippten Fensters dagegen schimmert noch grün, weil sich darin das Gras der (entfernten) Wiese spiegelt. Nimmt man es genau und möchte die Spiegelung des Grases an dieser Stelle noch entfernen, bietet sich für diese Arbeit das Klonen-Werkzeug an. Doch bevor wir das Klonen an dieser kleinen Stelle probieren, veranschaulichen wir uns die Arbeitsweise des Werkzeugs an einem offensichtlicheren Beispiel.
Wenn Sie im Ebenen-Fenster mit Alt + Klick auf die Ebenenmaske klicken, dann sehen Sie nur die Ebenenmaske anstelle des Bildes. Strg + Klick auf die Ebenenmaske hingegen deaktiviert die Maskierung, so dass nur das Bild zu sehen ist.

Das Klonen-Werkzeug

Das Klonen-Werkzeug wird durch einen Stempel in der Werkzeugleiste symbolisiert und funktioniert eigentlich wie ein Pinsel. Nur kann dieser Pinsel nicht nur Farben malen, sondern auch komplexe Strukturen und Muster kopieren. Der Workflow besteht also darin, zuerst eine Struktur aufzunehmen und dann eine Stelle des Bildes damit zu übermalen.

Der Kreis mit der Struktur bewegt sich beim Malen parallel zum Klonen-Pinsel, und der Pinsel malt genau mit der Struktur, die von dem Strukturkreis gerade umschlossen wird. Es ist oft hilfreich, weiche Pinselspitzen und nicht zu kleine Pinselgrößen zu wählen, damit die Pin­selstriche anschließend möglichst wenig zu sehen sind. Auf die oben beschriebene Weise wurde der Fuß des Verkehrsschildes im Bild links entfernt. Lediglich Klicken (und nicht ziehen) kann das Ergebnis auch verbessern.

Für den Himmel wurde eine nicht zu kleine Pinselspitze gewählt, damit die schwarzen Stei­ne neben der Straße, der blaue Streifen darüber sowie die Wolken gleichzeitig als Struktur erfassen werden, um das Schild zu übermalen. Die Straße hingegen erforderte wegen der perspektivischen Krümmung eine kleinere Pinselspitze. In dieser Qualität ist eine Manipulation nicht sehr aufwendig. Je sorgfältiger man allerdings vorgeht, desto zeitintensiver wird die Arbeit.

Das Klonen-Werkzeug erfordert zwar etwas Übung (Wahl der Pinselspitze, Wahl der Pinselgröße, geeignete Stelle für die Struturaufnahme finden, Pinsel ziehen oder tupfen usw.), eröffnet jedoch jede Menge kreativer Möglichkeiten, die verständlich machen, warum Fotos als Beweismittel in der Zivilprozessordnung nicht vorgesehen (und ohne bezeugende Menschen in einem Prozess wertlos) sind.

Verfeinern wir nun das kleine Seitenfenster mit dem Klonen-Werzeug, können wir mit dem freigestellten Auto anschließend machen, was wir möchten:

Zauberstab und Lasso

Abschließend sei noch ein Anwendungsfall für Zauberstab und Lasso gezeigt. Das Ausgangsbild ist eine Kirsche mit einem weißen Hintergrund, also ein sehr kontrastreiches Bild. Berührt man mit dem Zauberstab die weiße Fläche, entsteht eine ›Ameisenlinie‹ um die Auswahl herum. Verbessern Sie das Ergebnis durch Einstellen des Schwellwertes. Leider scheitert der Zauberstab am Schatten der Kir­sche, der auf andere Weise noch entfernt werden muss.

Bisher haben Sie das Weiße markiert, durch strg + i können Sie die »Auswahl umkehren«, wodurch Kirsche und Schatten ausgewählt werden. Durch strg + x (ausschnei­den) und strg + v (einfügen) wandeln Sie die Auswahl in eine sogenannte ›schwebende Aus­wahl‹ um. Damit diese Auswahl als Ebene erscheint, klicken Sie entweder das grün gefärbte Symbol für eine neue Ebene am unteren Ende des Ebenenfensters oder benennen Sie die schwe­bende Auswahl. In beiden Fällen wird die Auswahl dem Ebenenstapel als eine neue Ebene hinzugefügt.

Schneiden Sie den Schatten mit dem Lasso ab. Klicken Sie hierzu einfach Punkte direkt an der Kirsche entlang (mit strg + Mausrad lässt sich die Ansicht vergrößern). Mit dem Lasso kann man sogar über den Bildrand hinausgehen, wichtig ist nur, dass Sie den letzten Punkt auf den Anfangspunkt setzen, damit die Auswahl geschlossen wird. Durch strg + x können Sie den Schatten entfernen. Im Bild unten rechts wurde noch der Stängel mit dem Lasso markiert und mit strg + x und strg + v auf eine Ebene kopiert, der Grund wird etwas später erläutert. Weil die Kirsche noch weiß umrandet und etwas ausgefranzt ist, klicken Sie zuerst auf der Kirschen-Ebene mit dem Zauber­stab auf den transparenten Bereich, so dass er ausgewählt wird. Wählen Sie anschließend Auswahl –> Vergrößern... und stellen Sie 6px ein. Mithilfe von strg + x schneiden Sie diese 6 Pixel vom Rand der Kirsche ab: die Kante ist nun ohne weißen Rand und kantig. Vergrößern Sie die Auswahl um 2px und wählen Sie Filter –> Weichzeichnen –> Gaußscher Weichzeichner. Dadurch wer­den die äußeren 2px des Kirschrandes weich gezeichnet, so dass er recht ansehnlich aussieht. Der Stängel der Kirsche wurde auf eine eigene Ebene kopiert, weil er durch die vorangegangenen Manipulationen zu dünn geworden wäre. Gehen Sie für den Stängel auf analoge Wei­­se vor, doch verwenden Sie 2px zum Randabschneiden und 1px zum Weichzeichnen ein. Schieben Sie abschließend mit dem Bewegen-Werkzeug (Taste m) den Stängel wieder ganz an die Kirsche heran.

Nun ist es möglich, für die Kirsche einen anderen Hintergrund zu wählen (oder ihn durch Farbmanipulation in einen Apfel zu verzaubern).

Exportieren

Eine Gimp-Datei ist eine Projekt-Datei, die viel mehr als nur ein Bild enthält. Benötigen Sie das Ergebnis einer Gimp-Bildbearbeitung als Bilddatei (z.B. für Ihr Filmprojekt), dann müssen Sie Ihre Arbeit aus Gimp exportieren. Gimp kann sehr viele Bildformate laden und exportieren, das PNG-Format dürfte in vielen Fällen eine gute Wahl sein. Es komprimiert verlustfrei und unterstützt Transparenz (bei einem Export im JPG-Format würden hingegen transparente Flächen mit Weiß gefüllt). Die folgende Tabelle zeigt Eigenschaften des PNG-Formats sowie die Bildgröße, wenn ein Bild (z.B. als Hintergrund) den ganzen Bereich eines Full-HD-You­Tube-Films einnehmen soll.

Ist das exportierte Bild kleiner als die Full-HD-Auflösung und möchten Sie es als Hintergrund verwenden, müsste es vergrößert (skaliert) werden, wodurch die Qualität leidet. Das Vergrößern von Rastergrafiken ist generell problematisch. Benötigen Sie hingegen das Bild im Film nur in einem Bildausschnitt, könnten Sie es natürlich auch vor dem Export verkleinern (was für die Qualität generell unproblematisch ist).