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Franz Schubert, Winterreise op. 89 – Letzte Hoffung (Nr. 16)

Das Lied Letzte Hoffnung ist das 16. Lied des Liederzyklus Winterreise von Franz Schubert, den er im Herbst 1827, ein Jahr vor seinem Tod, komponiert hat. Der Text ist von Wilhelm Müller:

Hie und da ist an den Bäumen
Manches bunte Blatt zu sehn,
Und ich bleibe vor den Bäumen
Oftmals in Gedanken stehn.

Schaue nach dem einen Blatte,
Hänge meine Hoffnung dran;
Spielt der Wind mit meinem Blatte,
Zittr’ ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden,
Fällt mit ihm die Hoffnung ab,
Fall’ ich selber mit zu Boden,
Wein’ auf meiner Hoffnung Grab.

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Tenor: Jonas Kaufmann, Klavier: Helmut Deutsch, Quelle: YouTube

Die Noten als PDF-Datei.

Aufgaben

  • Höre dir das Lied Letzte Hoffnung Op. 89, Nr. 16 von Franz Schubert an und notiere dir einige Stichworte zu deinem ersten Eindruck von Schuberts Komposition.
  • Setze die Form des Liedtextes in ein Verhältnis zur Form der Vertonung Schuberts. Welche Probleme bereitet dir die Bestimmung der musikalischen Form des Liedes?
  • Erstelle Skizzen für die Vertonung der Strophen. Die Skizzen sollten die Abschnitte mit und ohne Gesang zeigen (also Vor-, Zwischen- und Nachspiele) sowie das Vorkommen von Kadenzen. Welche Stufen der Grundtonart werden kadenziell gefestigt?
  • Der Anfang beginnt mit der Gestaltung eines verminderten Septakkords, den Arnold Schönberg auch vagierenden Akkord bezeichnet hat und über den er schrieb:

Und es wird sich später noch zeigen, daß die Beziehungen, die dieser Akkord [der verminderte Septakkord] zu den Tonarten hat, noch viel reicher sind. Daß er in keiner eigentlich allein zu Hause, allein zuständig ist. Sondern daß er sozusagen überall heimatsberechtigt und doch nirgends seßhaft ist, ein Kosmopolit oder ein Landstreicher! Ich nenne derartige Akkorde vagierende Akkorde [...]

Arnold Schönberg, Harmonielehre, Wien 1911, 3. verm. u. verb. Aufl. 1922, S. 238.

  • Beschreibe die Wirkung des verminderten Septakkords im Klaviervorspiel. Welche Argumente sprechen für und gegen die Auffassung von Schönberg?
  • Skizziere den harmonischen Verlauf des Liedes und benenne auch tonartliche Regionen, die Schubert nicht kadenziell festigt. Vergleiche den Tonartenverlauf des Liedes mit dem Standard-Tonartenverlauf von Durkompositionen (I-V-vi-I).
  • Beschreibe syntaktische Besonderheit der Vertonung der ersten Strophe und beziehe diese auf den Text (T. 5–13).
  • Welche Wirkung entfaltet die Stelle T. 21–24, welche Funktion hat diese Stelle in Bezug auf den Text und in Bezug auf die Form?
  • Achte auf die Art der Vertonung der Textzeilen »Ach, und fällt das Blatt zu Boden«, »Fällt mit ihm die Hoffnung ab« und »Wein’ auf meiner Hoffnung Grab« sowie den Schluss im Klaviernachspiel. Setze die Vertonung dieser Abschnitte in Beziehung zur literarischen Bedeutung des Begriffs Ironie:

[...] the writer creates an illusion, especially of beauty, and suddenly destroys it by a change of tone, a personal comment, or a violently contradictory sentiment.

Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics, 1974, S. 407.

  • Benenne das Satzmodell, das der Weinen-Stelle (T. 35–43) zugrunde liegt und ggf. auch Besonderheiten der Vertonung an dieser Stelle.